Eine Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe des Kalten Krieges und seine Bedeutung für die Gegenwart
Stand: 04.11.2018
Zusammenfassung
„Zersetzungsmaßnahmen“ sind ein unbekanntes Kapitel in der Geschichte östlicher und westlicher Nachrichtendienste in Zeiten des Kalten Krieges. Sie bezeichnen die subtile Einflussnahme mittels InformantInnen und Kontaktpersonen, um die Handlungsfähigkeit von politisch oppositionellen Gruppen und Einzelpersonen zu schwächen. Formen, Methoden sowie organisatorische und gesellschaftliche Voraussetzungen von Zersetzungsmaßnahmen wurden in den vergangenen Jahrzehnten auf der Basis unterschiedlicher Quellen und im Zusammenhang verschiedener Forschungsfelder in ersten Ansätzen aufgearbeitet. Das vorliegende Projekt will daran anknüpfen und Zersetzungsmaßnahmen aus historischer Perspektive untersuchen. Zudem setzt es sich mit der Frage auseinander, ob die Voraussetzungen, Formen und Auswirkungen solcher Maßnahmen auch in der Gegenwart eine Rolle spielen bzw. inwiefern das Erbe des Kalten Krieges noch heute wirksam ist. Ziel des Projekts ist es, Zersetzungsmaßnahmen als einen von vielen historischen, gesellschaftspolitischen Faktoren zu untersuchen, ihn in seiner Komplexität darzustellen und im Kontext der Debatten über Massenüberwachung, politische Repression, staatliche Gewalt und die Entwicklung von „Tiefen Staaten“ zu diskutieren. Damit will das Projekt ein Gegengewicht schaffen zu ahistorischen Diskursen, die die Geschichte des Kalten Krieges und ihre Bedeutung für die Gegenwart größtenteils ausblenden, sowie zu essentialisierenden Diskursen, die auf der Grundlage der historischen Erfahrungen verallgemeinernde und rassistische Feindbilder konstruieren.
Eine ausführliche Projektbeschreibung als PDF.
Artikel zum Thema: „Spalten und Schwächen. Über den Missbrauch informeller Netzwerke im Zusammenhang von politischer Repression und präventiver Aufstandsbekämpfung und was wir daraus lernen sollten“ als PDF.