Die postkapitalistische Gesellschaft

Eine historisch-materialistische Ethnografie über solidarische Landwirtschaft am Beispiel der Kooperative Gartencoop Freiburg.

Stand: 14.06.2022

Zusammenfassung

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Theorie und Praxis der Solidarischen Landwirtschaft sowie damit verbundene aktuelle Debatten über Postkapitalismus. Die zentralen, übergeordneten Fragen des Forschungsprojekts lauten: Welche Perspektiven über Postkapitalismus, die über Markt und kapitalistische Warenproduktion hinausweisen, kann die solidarische Landwirtschaft eröffnen? Wie erleben und erfahren die Menschen in der Gartencoop postkapitalistische Produktionsverhältnisse? Mit welchen Problemen und Konflikten sind sie konfrontiert? Und welche Rolle spielt der uneingeschränkte Zugang zu Produkten, Ressourcen und Produktionsmitteln, um sich von der Abhängigkeit des Marktes und des Geldes zu befreien?

Methodisch stützt sich die Arbeit zum einen auf die analytische Methode des historischen Materialismus nach Meiksins Wood (2010), um soziale Phänomene im Kontext von Produktionsverhältnissen zu untersuchen. Ferner nutzt die Arbeit Methoden der Datenerhebung wie teilnehmende Beobachtung, qualitative Interviews und Gruppendiskussionsverfahren, um das Leben der Menschen in der Gartencoop empirisch zu untersuchen. Die Methode der Datenauswertung ist angelehnt an die inhaltlich-strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018). Und die Präsentation der Ergebnisse versteht sich explizit als politische Intervention durch Forschende, die AktivistInnen zugleich sind (Juris 2007)

Das vorliegende Forschungsprojekt verortet sich innerhalb der breiten und divers angelegten gesellschaftlichen Suchbewegungen, die sich die Erkundung, die Diskussion und das Erforschen von Alternativen zum kapitalistischen Gesellschaftsparadigma zum Ziel gesetzt haben. Im Zuge sich zuspitzender sozial-ökologischer und wirtschaftlicher Krisen erfahren Konzepte wie Planwirtschaft, Vergesellschaftung, Commons oder solidarische Ökonomie als gesellschaftliche Utopien wachsende Aufmerksamkeit. Die Forschungsarbeit diskutiert den bisherigen Forschungsstand zu Postkapitalismus vom Standpunkt eines historischen Materialismus, der einen Schwerpunkt auf die Analyse von Produktionsverhältnissen setzt,  sowie unter analytischer Bezugnahme der Gartencoop als konkretes postkapitalistisches Projekt im Bereich der solidarischen Landwirtschaft.

Literatur:

Juris, Jeffrey S. (2007). Practicing Militant Ethnography with the Movement for Global Resistance in Barcelona. In Steven Shukaitis, David Graeber & Erika Biddle (Hrsg.), Constituent Imagination: Militant Investigations, Collective Theorization, (164-178). Oakland/Edinburgh: AK Press.

Kuckartz, Udo (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.

Meiksins Wood, Allen (2010). Demokratie contra Kapitalismus. Beiträge zur Erneuerung des Historischen Materialismus, Köln/Karlsruhe: ISP.

 

Eine ausführliche Forschungsskizze als PDF.

Artikel zum Thema: „Strukturkrise der Marktwirtschaft und gesellschaftliche Emanzipation“, in: Streifzüge. Magazinierte Transformationslust, Nr. 75, Frühjahr 2019, S. 33-37. (PDF)